Als Spieler von 2005 bis 2015 zehn Jahre lang für Leverkusen als defensiver Mittelfeldspieler aktiv. Seit 1. Juli 2022 Geschäftsführer Sport, zuvor drei Jahre Leiter Jugend & Entwicklung.
Simon Rolfes - Geschäftsführer Sport
Kann jemand das aktuelle Interview mit ihm von Reines Gewissen hier zur Verfügung stellen? Im anderen Forum wurde ein Facebook Link veröffentlicht, habe da aber keinen Account und kann es daher leider nicht lesen.
Wir wollen an dieser Stelle unser Interview für jeden zugänglich machen. Viel Spaß beim Lesen!
A: Simon, fangen wir erstmal ruhig an. Wir durchleben stressige Zeiten und es läuft nicht so wie gedacht.
Wie ist dein Tagesrhythmus momentan?
Simon: Klar, es sind stressige Zeiten, weil die Ergebnisse insgesamt noch nicht die sind, die wir uns alle erhoffen. Deswegen erleben wir gerade intensive und lange Tage. Wir versuchen unsere aktuellen Probleme zu analysieren, um sie letztlich zu lösen und wieder nach vorne zu kommen. Es ist momentan
schon sehr intensiv.
A: Wir haben uns im Vorfeld nochmal deine Vita angeguckt. Nach deinem Karriereende hast du zunächst
als Kommentator und später als Spielerberater gearbeitet. Ich habe es noch im Kopf, wie du bei einem unserer Spiele von “Wir” – Bayer Leverkusen – gesprochen hast. Wie konnte man sich die Rückkehr zu
unserem Verein vorstellen?
Simon: Das war 2018, und es war eigentlich keine richtige „Rückkehr“, denn ich hatte ja auch weiterhin Kontakt zum Verein. Auch in der Zeit unmittelbar nach meinem Karriereende habe ich mich immer mit Rudi [Völler] und auch mit Werner Wenning ausgetauscht. Fernando [Carro] ist dann ja erst 2018 im
Frühjahr gekommen. Damals ging es darum, dass der Bayer im Nachwuchs nicht mehr dort war, wo er zu meiner Zeit in der Bremer Jugend war, als Bayer 04 Top-Mannschaften hatte. Deshalb wollten sie etwas verändern und fragten mich: „Kannst du dir vorstellen das zu machen?“ Und da hatte ich einfach Bock drauf, ganz einfach.
A: Du kommst selbst aus der Spielerberater-Branche. Wie schwierig ist es, exzellente Experten für die Mitarbeit bei Bayer 04 zu gewinnen? Ich stelle es mir so vor, dass alle Vereine in einem kleinen Becken fischen, um die wenigen guten Mitarbeiter zu verpflichten. Wie einfach ist es für Bayer 04, Mitarbeiter zu bekommen? Welches Standing hat unser Verein da aktuell?
Simon: Unser Standing ist gut, einfach weil wir eine sehr erfolgreiche Historie als Verein haben.(überlegt). Allerdings müssen wir schon zugeben, dass wir im Nachwuchsbereich in den zurückliegenden Jahren an Boden verloren haben. Sechs, sieben Jahre waren wir jetzt sicherlich nicht dort, wo wir uns
gerne sehen…
A: Man spricht halt immer von Havertz, aber dann…
Simon: Wir haben einen super U16-Jahrgang mit sechs deutschen Nationalspielern, beim nächsten Lehrgang kommt der siebte hinzu. Wir haben da wahrscheinlich so viele Nationalspieler wie kein anderer Verein. Die älteren Jahrgänge haben aber noch nicht die Qualität, die wir uns vorstellen. Sachen, die wir verbessern wollen, brauchen leider Zeit. Da sind schon Dinge, die nicht so gut funktionieren, die gar nicht funktioniert haben und wer sich da im Detail auskennt, sagt: „Bayer Leverkusen müsste eigentlich besser sein!“. Aber das grundsätzliche Standing oder auch das Potenzial ist weiterhin total attraktiv!
Grundsätzlich ist eine komplette Nachwuchsabteilung aber ein riesiger Tanker. Ist er einmal auf Kurs,dann fährt er. Ist er aber nicht auf Kurs, dann dauert es, ihn einmal zu drehen, weil ganz viele Mitarbeiter beteiligt sind. Eine Kultur zu ändern, das dauert.
A: Wir haben aber auch andere Voraussetzungen als die Kontrahenten aus München oder Leipzig.
Simon: Klar, die haben eine andere Infrastruktur. Aber es ist auch eine Frage der Strategie. Sagst du einfach, „ich versuche Deutschland leer zu kaufen“ und hoffst, dass es einer davon schafft? Oder versucht du wirklich, die Jungs zu fördern, mit einer Basis aus der eigenen Region? Das wäre natürlich
das Idealszenario. Wir wollen nicht immer einen Iker Bravo aus Spanien holen. Das kann zwar mal sein, aber ideal wäre der nächste Havertz aus unserer Region…
A: … der sich dann auch mit unserem Verein identifiziert…
Simon: Genau. Das ist super wichtig. Wenn man sich unseren U16-Jahrgang anguckt, wovon viele ja schon in der U17 spielen, muss man sagen, dass wir derzeit zwei A-Jugend-Jahrgänge haben mit Luft nach oben. Um das etwas zu kompensieren, haben wir Iker [Bravo], aus anderen Gründen inzwischen
ausgeliehen, oder auch Zidan [Sertdemir] aus dem Ausland geholt. Mein Ziel ist, dass wir eine super Jugend mit Spielern aus unserer Region haben. Vielleicht kommt dann mal einer von irgendwo aus Deutschland oder aus dem Ausland hinzu. Solche Spieler müssten dann aber auch das Zeug haben, es bei den Profis zu schaffen.
A: Wir lieben den Fußball auch deshalb, weil sich immer wieder zeigt, dass ein Team aus individuell herausragenden Einzelspielern nicht so gut funktionieren muss wie eine ausgeglichene Mannschaft mit objektiv schwächeren Einzelspielern. Leider sind wir in dieser Saison bisher das beste Beispiel dafür.
Welche Hebel können in Bewegung gesetzt werden, um dem Abwärtstrend vorzubeugen?
Simon: (überlegt) Ja, an dieser grundsätzlichen These ist etwas dran. Das ist durchaus valide. Wenn wir jetzt einen großen Wechsel im Sommer gehabt hätten, dann würde ich das stärker unterstreichen. Den haben wir aber nicht gehabt. Wir haben den Kern, die ersten 16 Spieler, was die Spielzeiten betrifft,
behalten. Die sind weiterhin da und die haben im letzten Jahr keine Anzeichen gezeigt, dass es keinen Teamgeist gibt. Deswegen ist dieser Punkt zwar ein berechtigter Standpunkt, wenn ich das aber auf die grundsätzliche Ausgangssituation unserer Mannschaft beziehe, dann sage ich: Das passt nicht! Wenn ich mir jetzt aber vergegenwärtige, wie wir in die Saison gestartet sind, beobachte ich, dass sich etwas verändert hat, dass dann doch etwas gefehlt hat. Das ist keine Frage. Aber da kommen wir sicherlich noch gleich drauf.
A: Du hattest eben von der Vorsaison gesprochen. Wie ist die Diskrepanz zu erklären? Hat die Mannschaft am Ende der Saison überperformt oder durchleben wir eine außergewöhnlich schlechte Phase?
Simon: (überlegt)
A: Ich weiß, fiese Frage!
Simon: Das ist schon eine wichtige Frage. Ich glaube nicht, dass wir massiv überperformt haben. Da waren am Ende natürlich auch glückliche Punkte dabei. Die letzten Spiele war nicht alles Gold, was glänzte. Wir haben sehr gut Punkte gemacht, indem wir einfach defensiv brutal gut verteidigt haben –
und natürlich auch dieses kurzfristige Ziel der Champions League vor Augen hatten. Man darf nicht vergessen: Nach dem Spiel gegen Köln war die Stimmung alles andere als gut. Florians Verletzung, Jeremies Verletzung – da hat die Mannschaft extrem zusammengehalten und großen Teamspirit gezeigt.
Da gab es dieses Ziel, den unbedingten Willen, dieses Ziel zu erreichen und da haben wir dann ja auch ohne die beiden außerordentlich gut gepunktet, obwohl wir nicht so überragend gespielt haben. Das muss man schon ehrlich und klar sagen. Nichtsdestotrotz muss man auch diese Saison differenziert betrachten: Wir sind nicht so schlecht, wie wir aktuell dastehen. Die Punktzahl ist Realität, aber die Mannschaft kann ja mehr. Das ist keine Frage.
A: Der Trainerwechsel von Seoane zu Alonso hat zumindest kurzfristig keine besseren Ergebnisse gebracht, was dazu führt, dass wir aktuell die schlechteste Saison unserer Vereinsgeschichte spielen. Wie kann die Geschäftsführung, wie kannst du als Geschäftsführer dazu beitragen, das Ruder wieder herumzureißen?
Simon: Punktemäßig sind wir im Schnitt der letzten Spiele besser als in den ersten acht Spielen. Aber es ist noch nicht gut, natürlich nicht. Ich glaube trotzdem, dass man Komponenten sieht, die sich verändert haben: Dass die Mannschaft geschlossen auftritt, dass sie auch wieder mehr diesen Biss und Willen zeigt – das finde ich schon, das Frankfurt-Spiel einmal ausgenommen. Was hat uns ausgezeichnet zum Ende der letzten Saison? Was hat gefehlt am Anfang dieser Saison? Das muss der Ansatz sein. Nehmen wir beispielsweise Atletico: Da haben wir eine super erste Halbzeit gespielt, haben zurecht 2:1 geführt, könnten sogar verdient 3:1 führen – und in der zweiten Halbzeit stehen wir unter massivem Druck und müssen verteidigen mit allem, was wir haben. Das haben wir bis zur 97. Minute gemacht und sogar noch
nach Abpfiff (lacht). Und diese Komponente, die hat sich schon wieder entwickelt durch den Trainerwechsel, da war für mich zuvor viel zu wenig. Es gibt Prozesse für mich, die jetzt deutlich besser funktionieren. Zeigt sich das schon in den Spielergebnissen? Noch nicht kontinuierlich überzeugend, das stimmt! Aber doch in der Art, wie die Mannschaft auftritt - wie in der zweiten Halbzeit gegen Unio, wie in der zweiten Halbzeit gegen Köln. Vor allem in den Basics, wenn wir auch über Laufleistung reden: Wie viele Kilometer sind wir gelaufen gegen Atletico? Mit Abstand am meisten diese Saison! 15 bis 20 Kilometer mehr als im Durchschnitt der ersten acht Spiele – das ist massiv! Ich finde, über diese
Komponenten muss die Mannschaft an Stärke gewinnen – und das ist ein harter Prozess.
A: Kommen wir explizit auf dich zu sprechen. Wenn du die Zeit zurückspulen könntest: Was hättest du im Sommer geändert?
Simon: (überlegt) Gut, das bezieht sich auf Transfers. Das Ziel war, im Sommer den Kern der Mannschaft zusammenzuhalten. Das ist uns gelungen. Darüber hinaus haben wir versucht, gewisse Dinge umzusetzen, was aber aus diversen Gründen nicht immer geklappt hat. Zum einen, weil Spieler nicht gehen wollten, trotz guter Angebote anderer Klubs, eben weil sie einen Vertrag bei uns haben. Für ein gewisses Spielersegment gab es grundsätzlich nahezu keinen Markt. Das galt nicht nur für uns. Manche Vorhaben hätten erst realisiert werden können, wenn wir Spieler verkauft hätten. Was wir vorgehabt haben, war nicht verkehrt, ebenso wenig die Mannschaft zusammenzuhalten. Jetzt kannst du
natürlich sagen „Verkauf einen Großen und hol‘ drei Neue“. Wir sind aber alle froh, dass unsere Topspieler des letzten Jahres geblieben sind.
A: Was würdest du deinen Kritikern entgegnen, die Fehler bei der Kaderzusammenstellung bemängeln?
Stichwörter: Alter, Sprache, Kampf, Kreativität, Abschluss…
Simon: Alter und Sprache innerhalb des Kaders waren natürlich letztes Jahr nicht anders als heute. An sich haben wir natürlich viele junge Spieler, aber auch genügend ältere. Wir haben auch jetzt in der aktuell schwierigen Phase gar nicht immer mit einer extrem jungen Mannschaft gespielt. Und es war auch nie der Fall, dass insbesondere die Jungen in einer Performance-Krise steckten. Im Vergleich zum letzten Jahr ist die Mannschaft logischerweise gereift, weil alle 16 Spieler, die am meisten gespielt haben, gehalten wurden und eben älter geworden sind. Deswegen passt dieser Kritikpunkt nicht: Wir haben ja
nicht 7 neue Junge geholt und nur Ältere abgegeben. Wir wollten dieses Jahr die Mannschaft zusammenhalten, damit sie zusammenwächst, und sie an einzelnen Punkten ergänzen. Zur Internationalität: Das ist natürlich ein Thema, welches immer herausfordernder wird, weil der Nachwuchs in Deutschland grundsätzlich in seiner Qualität momentan schlechter wird. Auch bei Union Berlin, das momentan die Liga anführt, stehen nicht viele Deutsche in der Startformation. Welche Spannweite in den Ergebnissen ist denn akzeptiert? Deswegen wirst du natürlich schnell internationaler. Wenn wir sehen, was die Franzosen oder die Spanier in ihrem Talentpool haben, wird es für uns immer schwieriger. Das ist ein wirkliches Thema im deutschen Fußball. Zum Thema Kreativität: Klar fehlt uns
Florian [Wirtz]. Auch auf Amine Adli konnten wir wegen seiner Verletzungen lange nicht zurückgreifen.
A: Man hört immer mal wieder, dass die Spieler sich aufgrund der vielen Sprachen nicht unterhalten können. Inwiefern wird dies bei der Kaderzusammenstellung beachtet? Wie kann organisatorisch
unterstützt werden, dass die Mannschaft sich besser untereinander verständigen kann?
Simon: Manche Spieler nehmen Sprachunterricht. Aber ja – wir haben eine internationale Mannschaft. In der freien Wirtschaft werden heutzutage Unternehmen als modern gelobt, die sich durch Diversität auszeichnen. In Unternehmen gilt Diversität als ein belebendes Element. Englisch sprechen heutzutage alle. Das ist noch ein bisschen anders als vor 20 Jahren. Deswegen gibt es natürlich Kommunikation in der Mannschaft. Es gibt sicher Punkte, die man kritisieren kann. Aber es ist nicht der Fall, dass sie nicht miteinander reden. Es ist sogar der Fall, dass die Spieler, die nicht so gut Deutsch sprechen, besonders viel miteinander reden. Auch deshalb wollten wir die Mannschaft länger zusammenhalten. Aber auch da: Letztes Jahr haben sie alle Englisch miteinander gesprochen, und da hat sich keiner beschwert.
A: Jetzt haben wir viel über Vergangenheit gesprochen. Wo siehst du aktuell Nachholbedarf?
Simon: Ich werde jetzt natürlich nicht einzelne Positionen diskutieren. Grundsätzlich sollte der erste Schritt sein, sich zu fragen, wieso viele Spieler nicht so performen, wie sie performen können. Dort liegt das größte Potenzial.
A: Du hast eben selbst gesagt, dass man manche Spieler nicht verkauft bekommen hat. Was passiert denn jetzt im Winter? Werden dann Spieler verkauft, um vielleicht auch deren Vorstellungen zu erfüllen?
Simon: Den größten Schwung müssen wir dadurch entwickeln, dass die Spieler, die da sind und großes Potenzial haben, dieses auch abrufen. Trotzdem werden wir im Winter prüfen: Was können wir machen? Was ergibt Sinn? Welche Möglichkeiten haben wir? Natürlich werden wir den Markt beobachten und
auch unabhängig von unserer sportlichen Situation haben wir auch früher schon versucht, im Winter etwas zu machen. Jetzt gibt es eine sehr lange Pause mit der WM. Und diese WM wird sich auf den Transfermarkt auswirken.
A: Also Kurzfassung: Abgänge sind möglich und Neuzugänge sind in der Pipeline?
Simon: Schauen wir mal… (lacht)
A: “Mentalität” ist im Fußball sowie in vielen erfolgreichen Vereinen ein Buzzword, z.B. bei den Bayern oder dem BVB. Warum wird Bayer Leverkusen selten mit “Siegermentalität” in Verbindung gebracht bzw. warum hört man im Umfeld des Vereins seit vielen Jahren immer wieder das Wort “Komfortzone”?
Simon: Wir als Verein haben bewiesen, dass wir viele junge Spieler zu super Spielern entwickeln können. Das geht nur mit harter Arbeit. Und wenn nicht hart gearbeitet wird – und das beziehe ich gar nicht nur auf die letzte Saison – dann schaffst du es als Verein gar nicht, diese Spieler zu entwickeln. Wenn du
viele jüngere Spieler hast, durchlaufen sie einen Reifeprozess. Bei mir war es doch genauso. Ich würde schon sagen, ich war mit 28 top professionell. Ich habe nicht umsonst 131 Spiele am Stück gemacht, vier Jahre lang jedes Spiel. War ich so mit 18? Nein, war ich selbstverständlich nicht. Das heißt: Du musst die
Jungs entwickeln und dazu gehören natürlich auch Schwankungen. Nehmen wir Kai Havertz mal als Beispiel: Wenn du ihn in den in nächsten zehn Jahren hättest behalten könnten, ja, dann hätte selbst er noch eine ganz andere Mentalität, Reife und Stärke auch in schwierigen Situationen entwickelt. Das ist
ein normaler Prozess. Er hat sich ja auch jetzt bei Chelsea schon stark weiterentwickelt. Aber unsere Herausforderung ist, dass wir starke Spieler auch mal gehen lassen müssen zu Klubs wie Chelsea. Und trotzdem haben wir genug Potenzial, vieles noch besser zu machen. Auf keinen Fall kann man sagen:
Hier ist alles easy. Das alles geht nicht ohne hohe und durchgehende Leistungsbereitschaft.
A: Im Brief der Fanszene an Spieler und Geschäftsführung wurde die Konzentration auf junge Spieler
kritisiert. Man hört zwischen den Zeilen heraus, dass du das ähnlich siehst?
Simon: Ich glaube, man benötigt eine gute Mischung. Es gibt nicht das Modell, dass man nur mit 21-Jährigen spielt oder nur mit 27-Jährigen. Um unseren Kader finanzieren zu können, benötigen wir auch immer wieder Transfereinnahmen. Und die kriegst du eben nicht durch den Weiterverkauf von 30-Jährigen. Das heißt, wir müssen eine Balance finden, mit diesem Weg erfolgreich zu sein.
A: Rudi Völler prägte mit seinem Satz “Spieler XY ist ein potenzieller Neuzugang” viele Wintertransferphasen. Hören wir das auch von dir im Zuge von Florian Wirtz?
Simon: Klar, Florian ist ein Neuzugang. Ob es der einzige ist, werden wir sehen (schmunzelt).
A: Inwiefern kann die ungewöhnlich terminierte WM dazu beitragen, im neuen Jahr wieder erfolgreicherzu sein?
Simon: Das ist eine große Chance, ohne Frage. Es ist quasi eine Art zusätzliche Saisonvorbereitung. Wir werden fast 5, 6 Wochen Trainingszeiten in dieser Pause haben, was ja eine Sommervorbereitung ist. Das wird wichtig sein für die Mannschaft, dort einmal den Reset-Knopf zu drücken.
A: Was braucht es, um den Verschleiß an Trainern endlich zu stoppen?
Simon: Ich glaube nicht, dass wir hier eine höhere Fluktuation haben als der Durchschnitt. Der Trainerjob ist natürlich schon unglaublich herausfordernd. Es schaffen ja nur die. Du hast es eben so schön gesagt:Es ist es sehr schwierig, dauerhaft erfolgreich zu sein. Deswegen ist der Trainerjob extrem
herausfordernd, zehrt viel Energie. Und das ist aus meiner Sicht der Grund, wieso so wenige Trainer –auch wenn sie gut sind – das dauerhaft schaffen bei einem Verein. Das ist die grundsätzliche Schwierigkeit. Diese Problemstellung haben wir nicht exklusiv.
A: Inzwischen sind wir von mindestens drei Vereinen weit entfernt. Was ist deine Zukunftsidee, wie wir auf Dauer wieder zu den führenden Vereinen in Deutschland werden können?
Simon: Naja, im Sommer waren wir Dritter. Also da haben wir zumindest einen davon hinter uns gelassen.
A: … der aber den Pokal geholt hat.
Simon: Von den Budgets sind die Bayern und Dortmund klar vor uns. Und wenn man das Budget der Leipziger nimmt – das geht natürlich auch steil nur in eine Richtung, nämlich in die Richtung Borussia Dortmund. Ja, das ist Fakt, dass sie jetzt dazugekommen sind. Ich sagte zum Einstieg, dass wir eine gute Struktur in der Lizenzmannschaft benötigen, aber auch im Hinblick auf die Weiterentwicklung von Bayer 04, dass der Nachwuchs top ist. Es muss eine Kombination geben von jungen Leuten, die Identifikation schaffen, mit wichtigen Transfers wie z.B. Diaby, Frimpong und Schick. Das ist mein großes
Ziel. Da gibt es aber natürlich viele Zwischenschritte, die wir machen müssen. Das ist ein längerer Prozess.
A: Das Verpflichten von ganz jungen Spielern wurde in den letzten Jahren vorangetrieben. Die Ergebnisse sprechen zunächst einmal nicht für unsere eigene Jugendarbeit, Bravo wechselte nach Eskapaden den Verein und nun soll auch Sertdemir nach einem schwierigen Jahr vor einem Wechsel stehen. Wie schätzt du die Lage unserer Jugend bzw. unsere Ausrichtung als Experte ein? Wie kann sichergestellt werden, dass auch wieder “Eigengewächse” den Weg ins Profiteam finden, wie früher einmal Reinartz, Adler, Castro, Havertz?
Simon: Iker ist ein individueller Fall, er hatte persönliche Gründe dafür, dass er zurück nach Spanien wollte. Bei Sertdemir muss man nun schauen, was sein nächster sinnvoller Schritt für seine weitere Entwicklung ist. Er war ja auch lange verletzt, kommt jetzt aber immer besser zurecht. In der U19 hast du nicht mehr die Möglichkeit, die Basis des Kaders grundlegend zu verändern. Wir haben versucht, an einzelnen Stellen etwas zu verbessern, aber generell musst du den Unterbau verbessern. Da setzen wir große Hoffnungen in den U16-Jahrgang. Vieles haben wir umgebaut wie z.B. unser athletisches Konzept,
aber das braucht einfach Zeit. Natürlich bin ich da auch sehr ungeduldig.
A: Wie beurteilst du als Geschäftsführer die Diskussion um die europäische Super League?
Simon: Ich finde es unüberlegt und schlichtweg falsch. Ich sehe auch nicht die Attraktivität, wenn wirklich immer die gleichen Mannschaften gegeneinander spielen. Der Fußball lebt neben seiner Internationalität, die wir in der Champions League, in der Europa League und in der Conference League haben, vor allem
auch von seiner Regionalität. Er lebt also durch seine jahrzehntlang gelebten Rivalitäten sowie durch den internationalen Ländervergleich. Ich glaube nicht, dass eine Super League der von einigen erhoffte Erfolg werden würde. Fußballfans fokussieren sich eher auf nationale Duelle. Du willst nicht sieben Mal gegen Real Madrid spielen. Die Probleme des Fußballkosmos stammen vom gegenseitigen Wettbieten der größten Klubs, die ihre finanziellen Möglichkeiten zum Teil erheblich überreizen und werden mit einer Super League nicht gelöst.
A: Inwiefern wird es der Fußball bzw. die Bundesliga in den kommenden Jahren schwer haben, Menschen zu begeistern bzw. deren Interesse zu wecken? Besonders dann, wenn andere Unterhaltungsangebote aufstrebend sind, beispielsweie E-Sport, Streaming (Twitch, Netflix, etc.), Gaming?
Simon: Natürlich verändert sich der Fußball enorm. Fußball hatte immer eine Stärke gegenüber allen anderen Sportarten: die Einfachheit. Was brauchst du? Es reichen zwei T-Shirts, dann hast du ein Tor, eine Dose, um Fußball spielen zu können. Das ist die Einfachheit des Fußballs. Das müssen wir immer
bei allem, was wir erneuern – auch wenn ich technikaffin bin – beachten, dass wir die Einfachheit des Fußballs bewahren. Nichtdestotrotz ist die sich verändernde Gesellschaft ein Fakt, auf den man sicheinlassen muss.
A: Welchen Beitrag kann Bayer 04 leisten, um Menschen in der Region für den Fußball zu begeistern?
Simon: Ich glaube, unsere Chance besteht in der Jugend. Dort müssen wir weiterhin ansetzen, auch bei den umliegenden Vereinen. Wir können auf andere, auch auf kleine Klubs und deren Spieler abstrahlen und unsere Ausbildungsideale auf diese übertragen. Wenn diese Vereine profitieren, profitieren wir auf Dauer ebenfalls. Die Konkurrenz um die Aufmerksamkeit der Kinder und Jugendlichen ist groß, deshalb müssen diese wirklich für den Fußball begeistert werden. Schaffen es immer mehr Spieler aus der Jugend in den Profikader von Bayer 04, dann steigt automatisch auch die Identifikation in der Region. Das ist das langfristige, große Ziel. In der Region muss Bayer 04 noch viel präsenter werden. Das passiert größtenteils über die Profimannschaft. Aber auch die Jugend, die gegen die umliegenden Vereine spielt, hat darauf einen großen Einfluss. Da können wir noch viel mehr machen!
A: Abschlussfrage: Wann wird endlich der Begriff „Abstiegskampf“ ausgerufen, um neue Impulse zu setzen?
Simon: Wichtig ist, dass wir Punkte erzielen! Und da stellt sich nur die Frage: Wie verbessern wir uns, damit wir dieses Ziel erreichen? Wie man das bezeichnet, ist am Ende egal. Wir sind aber davon überzeugt, dass wir deutlich nach oben kommen werden. Doch wir müssen Schritte machen, die nicht sehr einfach sind. Das wird eine harte Arbeit. Und das schaffen wir nur gemeinsam.
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Sorry für das Format. Es war grausig zu kopieren und das Schlimmste habe ich schon verbessert.
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Vielen Dank für deine Mühe!
Ich finde das Interview sehr gelungen, wenig wischi-waschi von Rolfes. Man muss ihm denke ich auch zugestehen, dass der Saisonstart in der Form für die wenigsten abzusehen war. Klar hatten wir auch vor Saisonstart schon Baustellen (u. a. LV), trotzdem war ich begeistert dass der Kader zusammengehalten werden konnte und habe uns auf Platz 1-3 geschätzt.
Ich bin gespannt wie es nach der zweiten Vorbereitung weiter geht.
Ein grosser Teil der Schuld liegt übrigen beim Herrn Rolfes. Das Ist das zweite katastrophale Transferfenster. Unsere Probleme sind offensichtlich und es wird einfach nichts dagegen unternommen.
Am schlimmsten ist der peinliche Aktionismus gegen Ende jeder Transferperiode. Wie schlecht kann man seinen Job machen.
Da stimme ich Dir zu fes174
Was ich wirklich schlimm finde ist, dass sich unsere sportliche Leitung in die falsche Richtung entwickelt. Früher haben wir die Kölner ausgelacht, dass sie nach drei gewonnenen Spielen von der CL geträumt haben und nach nem verlorenen Spiel alles wie ein Kartenhaus zusammengefallen ist.
Nun ist es bei uns exakt so. Nach den "guten zwei, drei Wochen" hat unsere sportliche Leitung weiterhin am "Champions League Traum" festgehalten und kaum verlieren wir ein Spiel gegen Dortmund spielen wir danach schlechter als in der Hinrunde.
Die Chance in der Winterpause "auf Nummer sicher zu gehen" wurde anscheinend von unserer sportlichen Leitung als nicht nötig empfunden. Sprich man hat sich von der kleinen Serie blenden lassen und den Saisonstart als "Betriebsunfall" abgehakt, denn mit Flos Rückkehr wird schon alles wieder gut. Dazu ist ja ein neuer Trainer da. Job done! Neee... eben nicht!
In der Fanszene war der Tenor "es liegt nicht am Trainer" - auch nicht unter Seoane.
Man hat die gefährliche Situation in der wir uns befinden nicht ausreichend wahr genommen und anstelle dessen lieber von der CL geträumt. Das ist fahrlässig!
Den Frankfurter Weg können wir auch knicken - als ob die Mannschaft in der Europa League plötzlich ein anderes Gesicht zeigt ... daran fehlt mir der Glaube.
Das ist ne kack Saison und das wird sie auch bleiben und Herr Rolfes hat maßgeblich Anteil daran. Zu viele unterschiedliche Sprachen im Kader dadurch logischerweise Grüppchenbildung - keine vorgeschriebenen Sprachkurse - das wirkt alles wie beim Managerspiel zusammengestellt. Dazu falsche Bewertung der Situation .... das könnte man jetzt noch weiter führen ...
Das wir von der Taktik her (Konter) selbst in Spielen wo wir gewinne spielen wie ein Abstiegskandidat setzt dem ganzen die Krone auf.
Das Spiel gegen Augsburg hat all unsere Probleme gezeigt. Probleme die die sportliche Leitung nicht sieht, nicht sehen kann oder nicht sehen will.
Und das ist brandgefährlich ...
Das alles in einem Wort zusammengefasst:
Maaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaan!!!!
naja gerade weil die Situation so ist wie sie ist, finde ich es eher gut, das man im Winter nichts gemacht hat. Durch halbgare Wintertranfers verbessert sich langfristig nichts. Dann lieber im Sommer strukturiert etwas aufbauen. Jetzt im Winter groß investieren um dann 8. statt 11. zu werden hilft auch nicht weiter.
Ja - ich sehe das mittlerweile such so - vorausgesetzt man trennt sich tatsächlich von 5 bis 7 Spielern.
90 percent of the game is half-mental - John Madden.
Wir sind jetzt einfach an einem toten Punkt in der BuLi angekommen. Wir werden nicht absteigen, dazu ist die individuelle Klasse viel zu hoch, und dafür werden wir doch zu häufig mal selbst das 1:0 machen, und unser Konterspiel-Spiel durchdrücken. Nach oben geht jetzt halt nach diesem Spieltag auch nix mehr. Trotz aller Lethargie auf Managementebene bin ich sicher, Rolfes und Co wissen das. Ergo gibt es 2 Chancen in dieser miserablen Lage:
- Der EL alles unterordnen. Ich sage nicht, dass das erfolgreich sein wird, aber es ist bzgl. Regeneration und Spiel-/Gegnervorbereitung eine Chance.
- Die nächste Saison vorplanen. Wirtz werden wir mit allen Mitteln halten wollen, alle oben von Vorrednern Genannten sind Wechselkandidaten. Bedeutet, bedingungslos nicht die beste, aber die zukunftsträchtige Mannschaft priorisieren. Bedeutet, ein Hlozek, Palacios, Kossounou, Adli, und sogar Tah (werden wir ihn wirklich abgeben wollen?) sollten kräftig Minuten sammeln dürfen. Natürlich heißt das nicht, dass Tapsoba, Diaby und Co auf der Bank schmoren sollen, aber in einem Austesten von Spielern und Systemen für die Zukunft liegt eine zweite große Chance. So könnte man auch Alonso ergebnisunabhängig stärken, und die Zukunft einleiten.
Ich fände es bitter, wenn wir beide verstreichen lassen würden, und die Saison ohne EL-Euphorie oder Aufbruchstimmung vor sich hindümpelt.
Das einzig Positive... zu 80% Samstag 15:30 Uhr.
Ich rechne mit 8-10 Abgängen.
Auf geht's Bayer, kämpfen und siegen!
bigH sagte in Simon Rolfes - Geschäftsführer Sport:
Ja - ich sehe das mittlerweile such so - vorausgesetzt man trennt sich tatsächlich von 5 bis 7 Spielern.
Hradecky, Kossounou, Palacios, Aranguiz, Demirbay, Diaby, Adli, Bellarabi, Odoi, Azmoun, Hlozek und Schick müssen gehen. Entweder einfach zu schlecht und vor allem ohne Gier, oder dauerverletzt. Beides Gift für uns. Dafür Spieler mit Siegeswillen holen, anstatt Hacke, Spitze, 1, 2, 3.
Der Schwatte sagte in Simon Rolfes - Geschäftsführer Sport:
Das einzig Positive... zu 80% Samstag 15:30 Uhr.
Ich rechne mit 8-10 Abgängen.
Naja. Ich rechne nicht mit 8-10 Abgänge, weil der Verein nicht in der Lage ist das zu kompensieren. Also, wenn man jetzt schon nicht die Möglichkeit hat, den Ein oder Anderen "los" zu werden, um jemanden zu holen, soviel Abfindung ala "Weiser" kann sich der Verein gar nicht leisten.
Und dann müsste man 8-10 neue Spieler holen. Auch hier, wenn man nicht (anscheint finanziell) in der Lage ist, den Ein oder Anderen zu holen, wie will man dann ne "komplett" neue Mannschaft aus dem stehgreif finanzieren? Die auch den "Ansprüchen" gerecht wird.
8 Abgänge ist nicht so viel wie es sich anhört. Da sind ja auch auslaufende Verträge wie Sinkgraven,Aranguiz und Lunev bei. Dazu dann halt Diaby, Frimpong + ein IV zum gemacht Geld machen + Azmoun+ CHO. Da ist man dann schonmal schnell bei mindestens 8.
Ich freu mich drauf. Diese mannschaft kann irgendwie nicht zusammen guten fussball spielen… oder nicht mehr. Frisches blut kann nur gut sein, hoffentlich mit etwas mehr spielintelligenz. Diese saidon habe ich abgeschrieben, nicht nur wegen des tabellenplatzes sondern eher wegen der grausamen spiele (nicht nur das letzte).
tapeworm sagte in Simon Rolfes - Geschäftsführer Sport:
Der Schwatte sagte in Simon Rolfes - Geschäftsführer Sport:
Das einzig Positive... zu 80% Samstag 15:30 Uhr.
Ich rechne mit 8-10 Abgängen.
Naja. Ich rechne nicht mit 8-10 Abgänge, weil der Verein nicht in der Lage ist das zu kompensieren. Also, wenn man jetzt schon nicht die Möglichkeit hat, den Ein oder Anderen "los" zu werden, um jemanden zu holen, soviel Abfindung ala "Weiser" kann sich der Verein gar nicht leisten.
Und dann müsste man 8-10 neue Spieler holen. Auch hier, wenn man nicht (anscheint finanziell) in der Lage ist, den Ein oder Anderen zu holen, wie will man dann ne "komplett" neue Mannschaft aus dem stehgreif finanzieren? Die auch den "Ansprüchen" gerecht wird.
Diaby
Frimpong
Bakker
Sinkgraven
Demirbay
Tabsoba
Hincapie
CHO
Fosuh Mensah
Aranguiz
Pala....
Sind allein 11. Schick vll. auch noch.
Glaube kaum,
dass einer von denen nächste
Saison noch hier spielt.
Auf geht's Bayer, kämpfen und siegen!
Naja. 1.) sind da Spieler dabei, deren Verträge eh auslaufen und/oder 2.) Spieler die aktuell eh keine Rolle spielen. Die würden auch gehen, wenn Bayer Deutscher Meister werden würden.
Ich glaube nicht das Diaby und Frimpong den Verein gleichzeitig verlassen werden. Glaube auch nicht, das Tapsoba und Hincapie den Verein gleichzeitig verlassen werden.